Wie nimmt man mit einfachen Mitteln die E-Gitarre ab, und produziert ein amtliches Gitarrenbrett.
Diese Frage hat sich wohl jeder ambitionierte E-Gitarrist schon gestellt. In den nächsten paar Zeilen gebe ich euch eine Schritt für Schritt Anleitung für den perfekten Gitarrensound.
Die Basis
Das absolute Muss ist ein gut eingestellter Amp. In der Tontechnik gibt es den Grundsatz: “Shit in – shit out” oder zu deutsch “das Mischpult ist kein Klärwerk”. Hierzu bedarf es guter Ohren.
Jeder Gitarrist hat seine eigenen Soundvorlieben. Von angecruncht bis distortion, von voluminös bis harmonisch. Das Wichtigste hierbei ist, dass abgesehen von der Zerrung die Equalizereinstellungen beachtet werden. Zu viele Bässe wirken dröhnend, zu viele höhen ermüden das Gehör oder sind sogar schmerzhaft.
Das Mikrofon
Ein gutes Mikrofon muss in der heutigen Zeit für den Hausgebrauch nicht viel kosten. Jeder Onlinemusikhändler hat eine eigene Hausmarke von Mikrofonen. Probleme aus vergangenen Zeiten wie ungünstiges Rauschverhalten oder Brummen ist in der Regel bei den meisten nicht mehr zu befürchten. Einige Mikrofone der günstigeren Schiene können locker mit professionellen teuren Mikrofonen mithalten.
Grundsätzlich eignen sich viele Mikrofone für den Einsatz am Amp. Doch es gibt unterschiedliche Modi, welche man beachten Sollte.
Dynamische Mikrofone
Am bekanntesten dürfte hierbei wohl das SM57 von Shure sein bzw. die überarbeitete Version Beta57. Diese Mikrofone haben einen perfekt geeigneten Frequenzgang für Amps. Sie betonen die Höhen nicht und sind auch in den Tiefen bereits begrenzt. Die benötigten Mitten kommen perfekt zur Geltung. Diese Mikrofone sind Allzweckwaffen für jede Art von Gitarrensound, jedoch auch nur der “Golf” unter den Mikrofonen. Geht immer, ist aber nichts besonderes.
Großmembran Kondensatormikrofone
Hier am häufigsten das AKG C414. Zu unterscheiden ist hier auch die Richtcharakteristik. Es gibt die Möglichkeiten Niere und Kugel. Bei Niere wird nur die Membran abgenommen, bei Kugel auch der Raum. Es sollte also darauf geachtet werden dass der Amp in einem “stillen Raum” steht, um Störgeräusche zu vermeiden. Auch muss darauf geachtet werden, dass eure Verbindung zwischen Mikrofon und Computer über eine Phantomspeisung verfügt, da diese von Kondensatormikrofonen benötigt wird.
Die Abnahme
Im Tonstudio wie auch zu Hause oder im Proberaum ist es am Besten sich Kopfhörer aufzusetzen, während der Amp gespielt wird, und sich genau anzuhören was über das Mikrofon kommt. Bei Ampabnahme entscheidet oft 1 cm oder 1 Grad Winkelveränderung über den Klang ganz entscheidend. Am Rand der Cabinet wird der Sound weicher und indirekter, gegen mitte direkt und scharf. Bewegt das Mikrofon von innen nach außen, und verfolgt den Klang über die Kopfhörer.
Die Produktion
Nun geht es ans eingemachte. Um einen guten Gitarrensound zu bekommen, ist die Wahl der software eigentlich zweitrangig. Es gibt hier bereits gute Freewarelösungen (Krystal, Ardour, Audacity…). Ganz wichtig: Das Metronom. Solltet ihr keine Drumspur als Vorlage haben ist das Metronom immens wichtig. Dies bedarf einiger Übung und klappt vielleicht nicht gleich beim ersten Mal. Doch Timing ist das Non Plus Ultra für die folgenden Schritte.
Um ein möglichst breites Soundspektrum zu erreichen, bietet es sich an mehrere Gitarren zu verwenden. Häufig eignen sich ein SG und ein LP Modell. Natürlich funktionieren auch alle Anderen Modelle.
Spielt nun die erste Spur ein. Wie bereits erwähnt: Timing ist ALLES! Im Zweifelsfall komplexe Stellen abspecken und vereinfachen. Sauberkeit ist wichtiger als Virtuosität.
Nun spielt ihr den Selben Track ein zweites mal, am Besten mit der anderen Gitarre ein. Es ist auch gut, wenn man bei der zweiten Aufnahme einen weicheren Tonabnehmer nimmt welcher die Saiten/Pickschläge nicht so sehr betont. So merkt man nicht gleich jede kleine Abweichung.
Das Ganze Spiel wiederholt ihr. Beide Spuren werden nun noch einmal mit WahWah-Pedal eingespielt. So habt ihr insgesamt 4 Gitarrenspuren für eine Gitarren Stimme. Also mit 2 Gitarristen insgesamt 8 Spuren zzgl. Solospuren, welche auf die gleiche Weise produziert werden können.
Der Mix
Um die Spuren nun “fett” zu bekommen müssen wir noch einige Schritte vornehmen.
Panorama: Die Spuren ohne WahWah verteilt ihr im Panorama sehr weit außen. Die WahWah Spuren weiter in der Mitte auf “halb außen”.
Dynamik: Legt die Spuren auf eine Stereogruppe oder einen Stereobus (Bezeichnung Softwareabhängig). Auf diesen legt Ihr nun als Insert-Effekt einen Stereokompressor. Auch hier gibt es gute Freewarelösungen, gerade im VST Bereich.
Equalizer: Es ist immer besser, störende Frequenzen zu entfernen, als Frequenzen “reinzudrehen”. Hier sind wir wieder beim bereits erwähnten Thema der “Basis”. War der Amp perfekt eingestellt, bedarf es keiner Frequenzbetonungen. Benötigte Frequenzen findet ihr für eine verzerrte E-Gitarre in den Bereichen um 200Hz, 3-5 khz und 600-900 Hz.
Verhältnisse: Je nach geschmack dienen die WahWah Spuren nur dem “Andicken” des Sounds. Handelt hier nach dem add to taste Prinzip. Klingt es euch zu gekünstelt, dreht einfach die Wahwahs nach hinten.
Nun dürfte Euer Gitarrenbrett fertig sein. Viel Spaß beim Schreinern ;-)
EYM Productions
Das Tonstudio in Ortenburg bei Passau